Koma

Knapp 40.000 Menschen in Deutschland fallen jedes Jahr ins Koma – manche für ein paar Stunden, andere für den Rest ihres Lebens. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über den Komazustand wissen müssen.

Was ist ein Koma?

Das Koma ist ein Zustand der Bewusstlosigkeit, der durch verschiedenste Faktoren verursacht werden kann. Komapatienten haben eine minimale Gehirnaktivität und reagieren nicht mehr auf ihre Umgebung – es ist also nicht möglich, den Patienten durch psychische oder auditive Reize aufzuwecken.

Folgende Symptome haben fast alle Komapatienten:

  • Geschlossene Augen
  • Unterdrückte Hirnstammreflexe (Pupillen, die nicht auf Licht reagieren)
  • Keine Reaktion der Gliedmaßen, außer bei Reflexbewegungen
  • Keine Reaktion auf schmerzhafte Reize, außer bei Reflexbewegungen
  • Unregelmäßige Atmung

Patienten im Koma haben außerdem stark reduzierte Grundreflexe wie Husten und Schlucken. Künstliche Ernährung ist deshalb immer nötig; künstliche Beatmung kann je nach individuellen Zustand des Patienten sinnvoll sein.

Was sind die Ursachen für ein Koma?

Ein Koma kann durch eine Vielzahl an Ursachen entstehen:

  • Traumatische Hirnverletzungen
    Traumatische Hirnverletzungen sind ein häufiger Grund für Komazustände. Solche Verletzung werden zum Beispiel oft durch Verkehrsunfälle oder Gewalttaten verursacht.
  • Schlaganfälle
    Verstopfte Arterien oder geplatzte Blutgefäße können zu einer verringerten oder unterbrochenen Blutzufuhr zum Gehirn führen (Schlaganfall). Betroffene fallen häufig ins Koma.
  • Diabetes
    Menschen mit Diabetes können in ein Koma fallen, wenn ihr Blutzuckerspiegel stark abfällt (Hypoglykämie) oder stark steigt (Hyperglykämie).
  • Tumore
    Sowohl gutartige als auch bösartige Tumore im Gehirn oder Hirnstamm können ein Koma verursachen.
  • Sauerstoffmangel
    Ein Sauerstoffmangel im Gehirn kann zu einem Koma führen. Zum Beispiel bei Menschen, die vor dem Ertrinken gerettet oder nach einem Herzinfarkt wiederbelebt wurden.
  • Infektionen
    Schwere Fälle von Enzephalitis und Meningitis können zu Hirnschäden und einem Koma führen. Solche Infektionen verursachen ein Schwellung des Gehirns, des Rückenmarks oder des Gewebes, welches das Gehirn umgibt.
  • Krampfanfälle
    Sehr starke und anhaltende Krampfanfälle können zu einem Koma führen.
  • Drogen und Alkohol
    Eine Überdosierung von Drogen oder eine schwere Alkoholvergiftung können ebenfalls Ursachen für ein Koma sein.
  • Giftstoffe
    DerKontakt mit Giftstoffen wie Kohlenmonoxid oder Blei kann zu Hirnschäden führenund ein Koma entstehen lassen.

In manchen Fällen führen Ärzte das Koma außerdem absichtlich mit pharmazeutischen Mitteln herbei, um Hirnfunktionen nach einem Hirntrauma zu erhalten – oder um den Patienten bei der Behandlung von Verletzungen oder Krankheiten vor extremen Schmerzen zu bewahren.

Wie wird ein Koma diagnostiziert?

Im Grunde gibt es drei Diagnosemethoden, die bei einem Koma besonders wichtig sind:

1. Glasgow Coma Scale (GCS)

Mit dem Glasgow Coma Scale beurteilen Ärzte den Bewusstseinszustand des Patienten. Auch während der Behandlung wird ständig überprüft, ob sich dieser Wert verschlechtert oder verbessert.

Die Glasgow Coma Scale bewertet drei Punkte:

  • Augenöffnung (1 bis 4 Punkte) – ein Wert von 1 bedeutet, dass die Augen nicht geöffnet werden; ein Wert von 4 bedeutet, dass die Augen spontan geöffnet werden.
  • Beste verbale Reaktion (1 bis 5 Punkte)  – ein Wert von 1 bedeutet keine verbale Reaktion; ein Wert von 5 bedeutet wach und kommunikationsfähig.
  • Beste motorische Reaktion (1 bis 6 Punkte) – ein Wert von 1 bedeutet keine Reaktion auf Schmerzreiz; ein Wert von 6 bedeutet, dass Aufforderungen befolgt werden.

Die meisten Menschen im Koma haben einen Gesamtwert von 8 oder weniger. Ein niedrigerer Wert bedeutet, dass der Patient möglicherweise eine schwere Hirnschädigung erlitten hat und die Heilungschancen gering sind.

2. Laboruntersuchungen

Mit Blutproben und einem kompletten Blutbild wird der Patient auf folgende Punkte untersucht:

  • Elektrolyte, Glukose, Schilddrüsen-, Nieren- und Leberfunktion
  • Kohlenmonoxid-Vergiftung
  • Überdosierung von Drogen oder Alkohol

Außerdem kann eine sogenannte Lumbalpunktion auf Infektionen im Nervensystem hinweisen. Bei einer Lumbalpunktion führt ein Arzt eine Nadel in den Rückenmarkskanal ein und sammelt eine kleine Menge Flüssigkeit zur Analyse.

3. Bildgebende Tests

Mit bildgebenden Tests untersuchen Ärzte mögliche Hirnverletzungen:

  • CT-Scan
    Mit Röntgenstrahlen wird ein detailliertes Bild des Gehirns erstellt. So kann ein CT-Scan eine Hirnblutung, Tumore, Schlaganfälle und andere Erkrankungen aufzeigen. Dieser Test wird oft verwendet, um die Ursache eines Komas zu bestimmen.
  • MRT
    Hier wird ein detailliertes Bild des Gehirns mit starken Radiowellen und Magneten erstellt. Ein MRT kann Hirngewebe erkennen, das durch einen ischämischen Schlaganfall, Hirnblutungen und andere Erkrankungen beschädigt wurde. MRT-Scans sind besonders nützlich, um den Hirnstamm und tiefe Hirnstrukturen zu untersuchen.
  • Elektroenzephalographie (EEG)
    Mit kleinen Elektroden an der Kopfhaut können Ärzte die elektrische Aktivität im Gehirn messen. Das gelingt durch einen schwachen elektrischen Strom, der die elektrischen Impulse des Gehirns aufzeichnet. So können Ärzte feststellen, ob Krampfanfälle die Ursache für ein Koma sein könnten.

Wie wird ein Koma behandelt?

Ein Koma ist ein medizinischer Notfall. Schnelles Handeln ist extrem wichtig, um das Leben des Betroffenen und die Gehirnfunktion zu erhalten. Wie das Koma dann behandelt wird, hängt von der Ursache ab.

Fast alle Betroffene landen jedoch zunächst auf der Intensivstation. Dort wird der Patient bei Atmungsschwierigkeiten an Beatmungsgeräte angeschlossen, während Ärzte die Ursache des Komas behandeln. Nach einer Kopfverletzung kann zum Beispiel eine Operation erforderlich sein, um die Blutungen zu stoppen und/oder Schwellungen zu reduzieren. Intravenöse Flüssigkeiten, Blut und andere unterstützende Maßnahmen werden je nach Bedarf und Patientenzustand durchgeführt.

Sobald der Zustand des Patienten stabil ist, geht es vor allem um die Vermeidung von Komplikationen (zum Beispiel Infektionen wie eine Lungenentzündung oder Wundliegen). Das gelingt zum Beispiel durch künstliche Ernährung, regelmäßige Bewegung durch das Krankenhauspersonal und sanftes Training der Gelenke, um Verspannungen zu vermeiden. Manchmal sind Beruhigungsmittel notwendig, damit sich der Patient nicht selbst verletzt oder angeschlossene Schläuche herausreißt.

Wie stehen die Heilungschancen?

Grundsätzlich ist eine Heilung nach einem Koma möglich. Eine Prognose ist jedoch sehr schwierig und von verschiedensten Faktoren abhängig – manche Betroffene wachen nach Stunden oder ein paar Wochen auf, einige gehen lediglich in einen vegetativen Zustand über und für andere Patienten endet das Koma tödlich. Die Genesung aus einem Koma hängt stark von der ursprünglichen Ursache des Komas, von der Schwere der Hirnschädigung und der Dauer des Komas ab. Je länger ein Patient im Koma liegt, desto geringer sind die Heilungschancen.

Während sich manche Patienten vollständig vom Koma erholen, werden andere durch die Schädigung ihres Gehirns Behinderungen haben. Sie benötigen häufig Physiotherapie, Beschäftigungstherapie und psychologische Betreuung während einer Rehabilitationsphase – und sind häufig für den Rest ihres Lebens auf Unterstützung angewiesen.

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