9 grundlegende Tipps für die Pflege zu Hause

Patientenverfügung.digital

erstellt am:

2022-01-17

letzte Änderung:

2022-02-21

Wenn ein Mensch zum Pflegefall wird und zu Hause gepflegt werden möchte, betrifft das in den allermeisten Fällen die gesamte Familie. Wir haben 9 grundlegende Tipps für Betroffene und Angehörige zusammengestellt, die Ihnen einen Überblick über die Planung, Organisation und die Möglichkeiten der häuslichen Pflege bieten.

Pflege zu Hause

Tipp 1: Aufwand verstehen

Pflege kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Häufig ist die Pflege eines Angehörigen zu Hause sogar so zeitintensiv, dass die Pfleger einen Verdienstausfall erleiden. Um diese finanziellen Herausforderungen besser zu meistern, gibt es die gesetzliche Pflegeversicherung. Darunter fallen vor allem das Pflegegeld und Pflegesachleistungen. Außerdem können pflegende Angehörige einen Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich erhalten.

Wichtig: Ohne Pflegeversicherung müssen Betroffene große Teile des finanziellen Pflegeaufwands selbst übernehmen. Eine Pflegeversicherung oder eine Pflegezusatzversicherung kann deshalb für viele Menschen sinnvoll sein, um sich finanziell abzusichern.

Tipp 2: Sechs Bereiche der häuslichen Pflege

Wie also sieht eine Pflege zu Hause konkret aus? Grundsätzlich lässt sich die häusliche Pflege eines Angehörigen in sechs Bereiche aufteilen:

  1. Körperbezogene Pflege wie das An- und Auskleiden, Körperpflege oder Unterstützung bei Toilettengängen.
  2. Hilfe bei der Ernährung. Wenn nötig, muss der Pfleger nicht nur beim Kochen, sondern auch bei der Nahrungsaufnahme helfen.
  3. Hilfe im Haushalt wie Putzen, Einkaufen oder Wäschewaschen.
  4. Begleitung bei Terminen (zum Beispiel zum Arzt.
  5. Beschäftigung des Pflegebedürftigen wie das Organisieren von Ausflügen oder Treffen mit Freunden.
  6. Medizinische Maßnahmen wie Hilfe bei der Einnahme von Medikamenten, Wunderversorgung oder Verabreichung von Spritzen.

Tipp 3: Pflegegeld beantragen

Für die Förderung von Pflegeleistungen ist Ihre Pflegekasse zuständig (erreichbar über Ihre Krankenkasse). Wichtig dabei ist die Pflegestufe: Pflegebedürftige ab Pflegegrad 2 (bis Pflegegrad 5) haben gemäß § 64a des Sozialgesetzbuches XII Anspruch auf das sogenannte Pflegegeld. Diese finanzielle Unterstützung beträgt je nach Pflegegrad zwischen 316 Euro (Pflegegrad 2) und 901 Euro pro Monat (Pflegegrad 5) und kann dabei helfen, Angehörige bei der Pflege finanziell zu entlasten.

Tipp 4: Pflegezeit, Pflegeunterstützungsgeld und Familien­pflegezeit

  • Sie sind berufstätig und müssen sich plötzlich um einen akuten Pflegefall kümmern? Dann können Sie sich kurzfristig und unbezahlt für maximal zehn Tage von der Arbeit freistellen lassen. Während dieser Zeit können Sie das sogenannte Pflegeunterstützungsgeld als Lohnersatzleistung erhalten.

  • Wer mehr Zeit braucht, kann die sogenannte Pflegezeit nutzen. Dann können Sie sich für bis zu sechs Monate um Ihren Pflegefall kümmern und haben während dieser Zeit einen außerordentlichen Kündigungsschutz. Dieser gilt allerdings nur, wenn Sie in einem Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern arbeiten.

  • Sollte die Pflegezeit nicht ausreichen, gibt es die Möglichkeit der Familien­pflegezeit. Dann können Sie sich für bis zu 24 Monate von der Arbeit freistellen lassen und unter anderem ein zinsloses Darlehen beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) beantragen.

Tipp 5: Pflegekurse für Angehörige

Sollten Angehörige die Pflege zu Hause übernehmen, können spezielle Kurse wichtige Grundlagen vermitteln, damit Angehörige bestmögliche Pflege in den eigenen vier Wänden gewährleisten können. Solche Kurse finden Sie zum Beispiel in Volkshochschulen, Pflegekassen, Sozialverbänden, Kirchen und mehr. In einigen Fällen können die Kurse auch bei der pflegebedürftigen Person zu Hause stattfinden.

Tipp 6: Pflegedienste nutzen

Wenn Angehörige nicht ausreichend Zeit für eine dauerhafte Pflege haben, bieten ambulante Pflegedienste eine willkommene Unterstützung. Diese Pflegedienste sind vor allem sinnvoll, wenn Betroffene viel Aufmerksamkeit benötigen und Angehörige berufstätig sind. Pflegedienste können die Pflege zu Hause entweder unterstützen, komplett übernehmen oder auch nur als Berater dienen. Bei Bedarf gibt es zudem Möglichkeiten für eine 24-Stunde-Pflege, für eine Tages- oder eine Nachtpflege.

Tipp 7: Wohnräume barrierefrei umbauen

Die Pflege zu Hause erfordert häufig eine Anpassung des Wohnraums. Ob das Entfernen von Türschwellen, extra Sturzgriffe im Bad, Lichtschalter mit Bewegungsmelder oder ein Treppenlift: Es gibt viele barrierefreie Möglichkeiten, um die Pflege zu Hause einfacher, sicherer und unabhängiger für den Pflegebedürftigen zu gestalten. Davon profitiert nicht nur der Pflegebedürftige, sondern auch die pflegenden Angehörigen.

Übrigens: Barrierefreien Maßnahmen können ab Pflegerad 2 nach § 40 Abs. 4 Sozialgesetzbuch XI von der Pflegekasse mit bis zu 4.000 Euro gefördert werden (sogenannte WOhnraumanpassungen). Bei größeren Umbauten können Sie außerdem Kredite bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen.

Tipp 8: Kurzzeitpflege als Unterstützung

Sie brauchen als Pflegender eine Auszeit? Möchten mal in den Urlaub oder haben wichtige Termine wahrzunehmen? Dann können Sie die Pflege für einen begrenzten Zeitraum an eine professionelle Kurzzeitpflege abgeben, damit Ihr pflegebedürftiger Angehöriger trotz Ihrer Abwesenheit optimal weiterversorgt wird. Für längere Zeiträume steht außerdem die sogenannte Verhinderungspflege zur Verfügung.

Tipp 9: Alles in Anspruch nehmen

Betroffene und Angehörige sollten unbedingt alle Zuschüsse und Pflegeleistungen in Anspruch nehmen, um die finanzielle Mehrbelastung so gut wie möglich auszugleichen. Denken Sie vor allem an folgende Punkte:

  • Wie beeinflusst die Pflege Ihre Berufstätigkeit?
  • Ist vielleicht eine Arbeit in Teilzeit möglich?
  • Wie verändert sich die Rentenbeitragszahlung bei Pflege zu Hause?
  • Wurde ein Pflegerad beantragt?
  • Deckt das Geld der Pflegeversicherung alle Kosten ab?

Schlusswort

Wer pflegebedürftig ist, möchte häufig in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Mit einer häuslichen Versorgung durch Angehörige oder professionelle Pfleger und gegebenenfalls einem barrierefreien Umbau ist das möglich – unsere Tipps bieten Ihnen einen guten Überblick über die Herausforderungen und Möglichkeiten beim Organisieren von Pflege in den eigenen vier Wänden. Stöbern Sie gerne durch unseren Blog, um weitere Beiträge zu Pflege, Vorsorge & Co. zu entdecken.

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